Seit etwa 5 Monaten bin ich stolzer Besitzer eines Prusa i3 MK3S+ und möchte hier kurz von meinen Erfahrungen berichten.
Bestellung und Lieferung
Die Bestellung ging relativ einfach. Leider musste ich länger auf meinen Drucker warten als bei der Bestellung angegeben. Grund dafür war die MMU2S, die ich gleich mit bestellt habe. Da bei der MMU2s eine längere Lieferzeit als beim Drucker angegeben war, habe ich extra beides getrennt bestellt (2 Einzelbestellungen), damit ich den Drucker schon früher erhalte. Jedoch wurden dann wohl im System von Prusa beide Bestellungen wieder zusammen geworfen. Dadurch wurde dann der Drucker erst später zusammen mit der MMU2s versendet. Schade.
Verpackung

Das Paket für den Prusa war viel kleiner als ich erwartet habe. Das liegt daran, dass die Einzelteile wirklich super geschickt und platzsparend verpackt waren. Alle Einzelteile waren für die jeweiligen Montageschritte in kleine Tüten verpackt und beschriftet. Großartig. Ich war wirklich begeistert.
Zusammenbau
Es war eine wirklich gute und ausführliche, bebilderte Montageanleitung in schriftlicher Form enthalten. Alle Teile waren beschriftet. Es gibt auch ein Tütchen mit Ersatzteilen für später. Außerdem Werkzeug und alles was man noch so für den Zusammenbau braucht. Es schadet aber nicht wenn man selbst ein wenig Werkzeug besitzt. Z.B. war ich sehr froh dass ich einen kleinen Maulschlüssel mit 5,5 mm Schlüsselweite habe. Damit lassen sich die vielen Muttern wesentlich leichter und gefühlvoller anziehen.
Ich fand den Zusammenbau nicht so einfach wie immer gesagt wird. Im Grunde genommen ist er schon einfach, aber wenn man alles super ordentlich und genau Zusammenbauen möchte, dann dauert es doch etwas länger – bei mir insgesamt 2 Tage bis zur Inbetriebnahme. Man sollte die Anleitung ganz genau befolgen. Man sollte so genau wie möglich arbeiten, damit man sich keine Probleme einbaut. Man sollte die Schrauben vorsichtig anziehen. Viele Teile sind aus Kunststoff und können brechen oder verspannen sich und klemmen später.
Manchmal fehlen Details in der Anleitung oder ein Schritt will nicht gelingen. Da hilft ein vorheriger Blick in die Online-Montage-Anleitung von Prusa. Dort gibt es nämlich Kommentare von anderen Benutzern, die den Zusammenbau bereits gemeistert haben. Man sollte aber die englischen Kommentare zur Hilfe nehmen, da hier mehr Hinweise zu finden sind.
Ich hatte auch einige offenbar typische Probleme beim Zusammenbau, wie die Vielzahl der Kommentare bestätigen.
- Mit dem Rahmen hatte ich die größten Probleme. Er wollte trotz mehrfacher Versuche einfach nicht gerade werden und wackelte.
Lösung: den Rahmen auf eine ebene Fläche legen (Schrauben lose). Wenn der Rahmen z.B. vorne rechts 0,2 mm hochsteht, dann einfach vorne links 0,2mm unterlegen und alle anderen Ecken herunter drücken (2. Hilfsperson oder Schraubzwingen) und anschließend die Schrauben diagonal anziehen. - Einstecken der beiden Führungen für die X-Achse war unmöglich.
Lösung: Die Bohrungen der beiden Kunststoffstücke von Grat und dergleichen befreien. Ich habe das von Hand mit einem passenden Bohrer gemacht. Dabei muss man super vorsichtig sein, dass man kein Material wegnimmt und die Bohrung vergrößert. Dann ein bisschen Öl aus den Tütchen der Lager an die Enden der Führungen schmieren. Diese lassen sich dann wesentlich einfacher einsetzen - Die Befestigungsschrauben für die Lager der Y-Achse (am Druckbett) zu fest gezogen.
Lösung: die Schauben vorsichtig nur soweit anziehen, bis die Lager nicht mehr verrutschen - Crash-Detection wurde während des Drucks immer wieder bei der X-Achse ausgelöst.
Lösung: die Schrauben der X-Schlittenrückseite dürfen nicht fest angezogen werden, sondern nur ganz leicht, da die Kunststoffteile nicht präzise genug sind und so die Lager verspannt werden. - Beim Drucken von Diagonalen machte der Drucker seltsame Klopfgeräusche auf der Y-Achse, die nicht zur Bewegung passten
Lösung: Die Lager nur mit Fett schmieren, dass von Prusa zugelassen ist (siehe auch hier). Die Lager am Druckbett nicht zu fest anziehen. Die Y-Achse sauber nach Anleitung ausrichten. Auf Leichtgängigkeit achten.
Inbetriebnahme und erster Druck
Zusätzlich zur Montageanleitung wird noch ein 3D Druck Handbuch mitgeliefert. Dieses beschreibt alle wichtigen Schritte zur Inbetriebnahme und gibt wertvolle Zusatzinformationen. Somit ist mir der erste Druck dann auch recht einfach gelungen. Auf der mitgelieferten SD-Karte gibt es genug fertige G-Codes für erste Probedrucke. Ich habe das Prusa Logo und das Benchy gedruckt und ich muss sagen ich habe noch nie ein Benchy gesehen das auf Anhieb so gut ausschaut.
Beim ersten Schritt der Inbetriebnahme macht der Drucker auch einen Selbsttest. Dieser ist gar nicht schlecht, denn so habe ich bemerkt, dass ein Kabelbinder im Weg war, der den Weg in X-Richtung eingeschränkt hat.
Langzeiterfahrungen
Ich habe mit dem Drucker inzwischen mindestens 300 Stunden gedruckt.
Der größte Teil davon waren Kunststoffteile für ein IKEA Lack Gehäuse mit MMU Unterstützung. Ich glaube es waren ca. 150 Stunden insgesamt. Keiner der Drucke ist je fehlgeschlagen oder problematisch gewesen. Die längsten Drucke dauerten 24 Stunden und auch die waren kein Problem. Der Drucker ist somit sehr zuverlässig.

Ich habe auch viele selbst konstruierte Teile und andere Dinge gedruckt. Die Drucke sind immer gelungen. Auch dünnwandige Gehäuseteile, die bei meinem Anycubic I3 Mega immer Probleme gemacht haben (Extrusionsprobleme und Lücken in den Wänden). Ich schätze das liegt an dem hochwertigen E3D Hotend und der Direktextrusion. Ebenso gut wie die Zuverlässigkeit ist auch die Präzision der gdruckten Teile.
Ich habe auch schon mehrere Figuren gedruckt. Die Druckqualität ist verdammt gut. Wesentlich besser als bei meinem Anycubic. Und auch komplizierte, feine Supportstrukturen sind mit dem Prusa keine Problem. Beim Anycubic sind die bei mir schon hin und wieder gescheitert, wodurch der Druck dann hin war.

Die Handhabung des Druckers ist genial einfach. Dazu gehören die Funktionen zum einfachen Laden und Entladen von Filament. Das Auto-Leveling. Die Crash Detection. Die Möglichkeit eine zweite strukturierte Druckplatte zu nutzen, sodass man für jedes Material den richtigen Untergrund für optimale Haftung hat. Mit der Strukturierten Druckplatte kann man auch dafür sorgen, dass die Oberfläche des Werkstücks strukturiert ist – ein schöner Effekt.
Als Slicer habe ich für den Prusa immer den Prusa-Slicer verwendet, der vorkonfigurierte Profile für verschiedene Materialien und Qualitätsstufen mitbringt. Auch hat der Prusa Slicer ein paar coole Funktionen, die es bei CURA nicht gibt. Z.B. Support zum Aufmalen. Zum Druck von Figuren habe ich ein eigenes Profil erstellt mit verringerten Druckgeschwindigkeiten.
Lautstärke
Überall wird die geringe Lautstärke des Druckers gepriesen. Mein Eindruck: er ist wesentlich leiser als mein alter Drucker. Aber er ist auf keinen Fall so flüsterleise wie behauptet. Die Lager des Druckbetts machen Geräusche, die durch die Druckplatte verstärkt werden. Dieses superleichte Druckbett und die dünne Druckplatte mögen schnellere Druckgeschwindigkeiten ermöglichen, aber wirken wie ein Verstärker für Geräusche, die die Mechanik erzeugt. Bei den billigen Chinadruckern wird meist eine dicke, beschichtete Glasplatte verwendet. Diese schluckt den Schall eher. Also ich war zunächst enttäuscht, weil ich so hohe Erwartungen hatte, aber letztlich ist der Geräuschpegel wesentlich geringer als bei meinem alten Drucker und somit bin ich zufrieden. Wichtig für die Reduktion des Geräuschpegels ist auf jeden Fall ein fester, massiver Untergrund. Ein Ikea Lacktisch wirkt wie ein Verstärker und der Drucker wird ziemlich laut sein.
Riemenspannung
Es gibt da eine Funktion im Drucker die die Riemenspannung misst. Diese soll in einem bestimmten Bereich liegen um die korrekte Funktion des Druckers zu gewährleisten. Ich ignoriere diese Anzeige inzwischen völlig, da der Drucker nicht korrekt funktioniert, wenn ich mich daran halte. Die Riemenspannung wird dann zu niedrig. Das haben auch andere Besitzer eines Prusa in Foren berichtet. Ich zupfe an den Riemen wie an einer Basssaite und stelle sie dabei beide so ein, dass sie einen dunklen Ton erzeugen. Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht und die Druckqualität hat sich dadurch ebenfalls verbessert.
Vertikale Linien
Beim Druck können vertikale Linien auftreten. Diese sind insbesondere auf der Y-Achse zu sehen. Ich meine hier nicht Ringing oder Ghosting. Sondern feine vertikale Linien.
Hierzu gibt es eine längere Diskussion in einem Forum: https://forum.prusaprinters.org/forum/original-prusa-i3-mk3s-mk3-user-mods-octoprint-enclosures-nozzles-…/stepper-motor-upgrades-to-eliminate-vfa-s-vertical-fine-artifacts/
Die Ursache dafür konnte ich nicht ermitteln. Ich habe einiges versucht: Schrittmotor für die Y-Achse gegen einen Fabrikneuen ausgetauscht. Y-Achse neu ausgerichtet. Riemen neu gespannt. Alles auf Leichtgängigkeit überprüft. Es hat sich nichts geändert. In der Forumsdiskussion wurde das Problem gelöst, indem feinere Schrittmotoren mit 0,9 Grad Schrittweite verbaut wurden und die Firmware im Code geändert wurde. Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage, da ich nicht bei jedem Firmware Update von Prusa selbständig den Code der Firmware anpassen möchte.
Bei mechanische Teilen stören diese Linien überhaupt nicht. Bei Figuren schon. Ich konnte das Problem dadurch lösen, dass ich die Druckgeschwindigkeit bei Figuren verringere. Dann sind sie kaum bis gar nicht mehr sichtbar (siehe Bild oben).
Diese Linien sind aber nicht nur ein Problem des Prusa sondern sie tauchen auch bei vielen anderen Druckern auf. So auch bei meinem Anycubic. Nur habe ich beim Prusa wohl ein bischen genauer hin geschaut, weil der Drucker mehr gekostet hat und die Erwartungen groß waren.
Zusammenfassung
Der Prusa ist ein super Drucker. Ich drucke nur noch mit dem Prusa. Er druckt und druckt und druckt und macht keinerlei Probleme bisher. Vorbei die ständige Bastelei am Drucker oder das Probieren mit irgendwelchen Slicer-Einstellungen, damit der Druck endlich gelingt. Der erste Drucker der ohne irgendwelches Tuning beste Ergebnisse liefert. So gut wie keine fehlgeschlagenen Drucke mehr. Es sei denn durch eigene Fehler, z.B. wenn ich an einer wichtigen Stelle Stützstrukturen vergessen habe. Der Prusa-Slicer ist super und genauestens auf den Prusa i3 MK3S+ zugeschnitten. Prusa liefert fortlaufend Updates für Firmware und Slicer. Kommt man mal nicht weiter, kann man innerhalb von 5 Minuten mit dem Prusa-Support chatten und bekommt freundliche und kompetente Hilfe. Das finde ich äußerst gut. Das Prusa Forum hilft auch gerne weiter. Was mir bei Prusa auch sehr gefällt, ist das drum herum. Also einen eigenen Bereich mit 3D-Modellen auf der Prusa Seite. Wettbewerbe. Live Streams vom Prusa mit interessanten Gästen. Tutorials auf Youtube. Da passt alles zusammen und es gibt immmer etwas neues zu entdecken. Mir ist sowas wichtig. Ich bereue den Kauf des Prusa nicht, auch wenn der Preis etwas höher ist. Ist halt ein Original mit hochwertigem Komponenten und eigenem Slicer, 24 Stunden Support und einer großen Community dahinter und vielem mehr und keine billige Kopie. Einem blutigen Anfänger würde ich kein Kit empfehlen, sondern besser das fertig montierte Modell. Ansonsten könnte man evtl. mit dem Zusammenbau überfordert sein.
Links
Hier zum Abschluss noch ein paar externe Links auf Inhalte von Prusa:
https://www.prusa3d.de/prusaslicer/ Der Prusaslicer, den man auch mit anderen Druckern nutzen kann
https://www.youtube.com/c/JosefPrusaRepRap/videos Prusa auf Youtube mit Livestreams und Tutorials
https://www.prusaprinters.org/ Prusas eigene Sammlung für 3D Modelle
https://www.prusa3d.de/unterstutzung/ Forum, Anleitungen, und vieles mehr
Ich muss schon sagen, mich wundert die überwiegend positive Darstellung des Druckers. Auch ich beschäftige mich seit gut einem halben Jahr mit dem MK3S+, und ich muss sagen, Frust und Lust halten sich in Etwa die Waage (stelle „Frust“ bewusst an die erste Stelle …). Ob ein Druck gelingt, das scheint mir von vielen Zufällen abzuhängen. Ich verbrachte viel Zeit mit Nachlesen diverser Anleitungen und Forenbeiträgen, Auseinanderschrauben und wieder Zusammensetzen. Zudem war im Hotend von PRUSA selbst ein flasches PTFE-Röhrchen verbaut, und überall quoll flüssiges Filament heraus (oberhalb der Düse und des Heizblocks). Erst beim Zerlegen sah ich den Grund. Da soll man als Anfänger aber drauf kommen. PRUSA ersetzte anstandslos das gesamte Hotend, doch die verplemperte Zeit wiegt das nicht auf.
Gut, ich hatte keinerlei Erfahrung mit einem 3D-Drucker, aber das sollte ja auch keine Voraussetzung für ein derart teures Gerät sein. Mit dem PRUSA.Support zu chatten traue ich mich ehrlich gesagt nicht, da ich fürchte, mich dabei als Halblaie nur zu blamieren.
Einfarbige Drucke hauen nach gaaanz viel Tüftelei jetzt einigermaßen hin. Aber leider habe ich mir die MMU2 aufgebürdet. Die bringt bisher ca. 3/4 Frust und 1/4 Lust …
Hallo Will,
Deine schlechten Erfahrungen tun mir wirklich leid. Ich habe jetzt ca 850 Stunden gedruckt mit meinem Prusa und das Hotend hat bei mir noch nie Probleme gemacht. Pech kann man natürlich immer haben. Der Preis für den Drucker ist aber eigentlich gar nicht so hoch. Wenn man sich mal anschaut welche Komponenten verbaut sind. Wirklich nur Markenteile. Kaufst du dir einen billigen Chinadrucker und willst ihn mit Markenteilen auf den gleichen Level bringen, dann hast du am Ende mehr bezahlt. Durch die Markenteile erhälst du mehr Zuverlässigkeit und hast mehr Möglichkeiten bezüglich druckbarer Materialien, z.B. Nylon. Prusa entwickelt ja auch eigene Software, hat eine eigene Platform mit 3d Modellen, eine große Community und einen super Support. Das bezahlst Du alles mit. Natürlich kann man mit dem Drucker auch keine Wunder vollbringen. Man muss trotzdem erstmal viel lernen. Was kann man technisch wie am besten drucken usw. Wo muss Support hin und wo nicht. Welche Einstellungen brauche ich im Slicer. Welche Materialien für welchen Zweck und unter welchen Bedingungen sind sie zu drucken z.B. ABS nur mit Gehäuse. Da gibt es soviel zu lernen und zu beachten. Das nimmt Dir leider auch kein Prusa ab. Aber Du kannst da immer im Prusa Forum nachfragen. Da wird Dir geholfen. Und wenn es gar nicht mehr weiter geht, dann wende Dich an den Support. Da brauchst du wirklich keine Angst zu haben. Die sind sowas von nett und hilfreich. Die MMU ist wirklich nichts für Anfänger. Die macht alles nur noch komplizierter und umständlicher und sorgt für weitere Fehlerquellen. An Deiner Stelle würde ich sie erst mal wieder zurück bauen und dann den Prusa in seiner ursprünglichen Form nutzen. Ich denke da wirst du bald sehr viel Freude haben. Die MMU kannst du Dir dann für später aufsparen. In einem Jahr wenn alles soweit fluppt und du Lust auf basteln und probieren hast. Sorry wenn sich das hier wie Werbung anhört. Ich werde von denen nicht bezahlt. Aber ich finde den Drucker wirklich sehr sehr gut und zuverlässig. Keine Probleme bisher. Bis auf die MMU. Und ich würde ihn daher jederzeit weiterempfehlen. Ich habe auch einen Anycubic I3 Mega und der hat mich wirklich Nerven gekostet. Hat nie richtig gedruckt und nach wenigen Monaten waren bereits die Lager defekt. Danach habe ich mir den Prusa gekauft und er hat meine Erwartungen, was Zuverlässigkeit angeht, zu 100 Prozent erfüllt. Wie gesagt Zusammenbau war nicht einfach und die Lautstärke ist auch nicht so leise wie immer angepriesen. Aber sonst empfehlenswert. Wird ja auch teilweise in der Industrie eingesetzt aufgrund seiner Zuverlässigkeit.